SELMA 3 beschäftigt sich mit der Frage, welche kognitiven und motivationalen Faktoren eine gute Selbstregulation fördern können.
Manche Kinder können sich leicht konzentrieren, Klassenregeln mühelos einhalten und sogar längerfristige Aufgaben wie die Vorbereitung auf einen schriftlichen Test schon selbstständig meistern. Andere lassen sich leichter ablenken und führen Aufgaben häufig nicht zu Ende. Solche individuellen Unterschiede in der Selbstregulation hängen mit dem Schulerfolg, insbesondere aber mit dem mathematischen Lernen zusammen.
Dabei wurden bei den teilnehmenden Leipziger Drittklässlern speziell zwei Aspekte untersucht: Die kognitiven Kontrollfunktionen und das Fähigkeitsselbstkonzept in Bezug auf Mathematik. Kognitive Kontrollfunktionen sind Fähigkeiten, die eine Überwachung der eigenen Gedankengänge ermöglichen – z. B. die Fähigkeit, zwischen verschiedenen Aufgaben hin und her wechseln zu können oder die Fähigkeit, viele Informationen gleichzeitig im Kurzzeitgedächtnis zu behalten und bei der Aufgabenbearbeitung zu berücksichtigen. Das Fähigkeitsselbstkonzept bezieht sich darauf, wie gerne ein Kind sich mit Mathematik beschäftigt, wie interessant es das Fach findet, und wie es seine eigene mathematische Fähigkeit einschätzt. Es zeigte sich, dass Kinder mit vergleichsweise gut entwickelten Kontrollfunktionen sowie Kinder mit einem positiven Fähigkeitsselbstkonzept auch eine höhere (durch Eltern oder Lehrkräfte eingeschätzte) Selbstregulationsfähigkeit aufwiesen.
Eine weitere Fragestellung von SELMA 3 konzentrierte sich auf Zusammenhänge zwischen kognitiven Kontrollfunktionen einerseits und Selbstregulation andererseits mit den tatsächlichen Mathematikleistungen. Erste Analysen zeigen, dass Kinder mit vergleichsweise guten kognitiven Kontrollfunktionen höhere Mathematikleistung aufweisen. Dies könnte dadurch erklärt werden, dass Kinder mit gut entwickelten kognitiven Kontrollfunktionen unmittelbare Vorteile während der Arbeit an mathematischen Aufgaben haben. So erfordern die Aufgaben oft, dass Kinder bestimmte Lösungsschritte im Kurzzeitgedächtnis speichern. Darüber hinaus hängt aber auch die Selbstregulation direkt mit besseren Mathematikleistungen zusammen. Eine Interpretation dieser Ergebnisse ist, dass Kinder mit guter Selbstregulation Lernangebote wie etwa direkte Instruktion oder Übungsaufgaben gewissenhafter und damit effizienter nutzen. Es gelingt ihnen zum Beispiel besser, einer längeren Erklärung konzentriert zu folgen.
Eine Schlussfolgerung daraus ist, dass Kinder ihre Mathematikleistung auf mehreren unterschiedlichen Wegen verbessern können: Während Kindern mit gut entwickelten kognitiven Kontrollfunktionen einiges leichter fällt, können auch Kinder mit weniger gut entwickelten kognitiven Kontrollfunktionen an ihrem selbstregulativen Verhalten arbeiten und damit positive Effekte auf ihre Mathematikleistung erzielen.
Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)