In diesem Projekt stellen wir uns die Frage, wie Lehrpersonen mit Äußerungen von Schüler:innen (SuS) umgehen, wie sie also auf Beiträge im Unterrichtsgespräch reagieren, und welche Auswirkungen dies auf selbstbezogene Kognitionen der SuS (z.B. Selbstwirksamkeit, Fähigkeitsselbstkonzept, Kompetenzempfinden) und deren Interesse am Unterricht hat.

Beobachtet man Unterrichtsgespräche, so gewinnt man oftmals den Eindruck, dass es sich hier um ein Scheingespräch handelt: Die überwiegende Zahl und Länge der Redebeiträge liegt bei der Lehrkraft, Interaktionen folgen meist dem I-R-F/E-Muster (Initiation, Response, Follow-up/Evaluation) und SuS dienen oft eher als Stichwortgeber den als echte Gesprächspartner. Dabei hat die bisherige Forschung bereits umfangreich belegen können, dass ein stärkere kognitive Aktivierung der SuS durch Scaffolding und Revoicing sowie die diskursive Behandlung von Schülerlösungen die Beteiligung von SuS am Unterricht fördert und auch mit einer Steigerung der Lernleistung zusammenhängt.

Weniger gut erforscht ist der Einfluss des Unterrichtsgesprächs auf selbstbezogene Kognitionen und Interesse der SuS. Dies ist verwunderlich, da diese Einstellungen und Kognitionen immensen Einfluss auf das Lernverhalten der SuS aber auch auf deren psychisches Wohlbefinden in der Schule haben können.
Die wenigen bisherigen Studien fanden weitestgehend positive Zusammenhänge zwischen kognitiver Aktivierung im Unterrichtsgespräch und dem Selbstkonzept bzw. anderen motivationalen Variablen von SuS, teilweise wurden diese Zusammenhänge aber auch nicht oder für spezifische Arten der Aktivierung, wie z.B. Revoicing, gefunden. In diesen Studien handelt es sich aber selten um die direkte Beobachtung des Unterrichtsgesprächs, sondern meist um eine Einschätzung der Instruktionsqualität des Unterrichts durch die meist jugendlichen SuS.

Da aber selbstbezogene Kognitionen und Interesse schon vom Grundschulalter gefördert werden sollten und direkte Beobachtungen des Unterrichts realistischere Einschätzungen der Unterrichtsgesprächsstrategien liefern können, analysieren wir in diesem Forschungsprojekt Videos von Unterrichtseinheiten aus der Grundschule, die im Rahmen der Studie PLUS erhoben werden (vergleiche Projekt Partis+). Zudem werden die im PLUS-Projekt erhobenen Fragebogeneinschätzungen der SuS hinsichtlich ihrer selbstbezogenen Kognitionen und ihrem Interesse an den vermittelten Inhalten ausgewertet und der Einfluss der festgestellten Unterrichtsgesprächsstrategien auf diese Variablen analysiert.

Geplant ist, im weiteren Verlauf des Projekts die oben genannten Zusammenhänge durch weitere empirische Studien, die die oben genannten Unterrichtsgesprächsstrategien experimentell variieren, weiter zu untersuchen.

 

Bei Interesse an Mitarbeit in diesem Forschungsprojekt im Rahmen von Abschlussarbeiten lesen Sie bitte folgende Richtlinien.

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